So Gedanken machen ja, was sie wollen. Meine haben sich neulich selbständig gemacht in Richtung: wenn die Corona-Krise dann vorbei ist…. werden wir dann anders buchstabieren? A wie Anton, B wie Berta, C wie Corona??
Mmh, hab ich mir gedacht, ist ja nicht unwahrscheinlich. Aber wenn wir C wie Corona buchstabieren, dann auch
R wie Resilienz!
Bemerken, worum es gerade geht: Unsicherheit
Als es losging mit Corona kam mein Leistungsanteil sofort nach vorn: du wolltest doch schon soo lang mit einem neuen Blogthema anfangen, was wartest du noch, Resilienz, das ist das Thema der Stunde, ist das nicht dein Metier??
Stimmt ja auch. Nur: im Netz sind gefühlt unendlich viele Beiträge zu diesem Thema gewachsen. Manche naja, manche echt gut.
Lieber nicht, hat mein Leistungstier zurückgerudert, musst dich nicht messen mit denen, könnte schiefgehen…
Sortieren: Klarheit im außen schafft Klarheit im Innen
Also hab ich erst mal was anderes gemacht, als Freiberuflerin waren die ersten Wochen von vielen Sorgen geprägt. Womit den Lebensunterhalt verdienen? Die meisten Klienten haben ihre Termine erst einmal verschoben, verständlich, erst mal sortieren, priorisieren, Wichtiges zuerst, um mich kümmere ich mich dann, wenn Zeit bleibt.
Der Bildungsträger, für den ich Seminare gebe, hat phänomenal reagiert: Präsenz-Seminare wurden in webinare umgewandelt, Kunden von dem neuen Format überzeugt: alle haben all ihr Herzblut investiert, viel Zeit, das Neue gewagt: zwei Wochen später: die ersten online Seminare – sie waren: toll!
Meine TeilnehmerInnen waren erstaunt, haben etwas mitgenommen für sich, waren zufrieden mit dem neuen Format.
Wir TrainerInnen waren nicht minder überrascht – der Verlust von „analogen“ Strategien, unserem Erfahrungsschatz hatte uns besorgt. Aber wir waren auch gespannt auf Neues – und haben es erfolgreich ausprobiert.
Es entstand ein intensives Arbeitsklima, Vertraulichkeit und Nähe: systemische Arbeit an persönlichen Themen in einem 4-Tages online-Format. Mit Strukturaufstellung und allem, was dazugehört, um Lernen zu ermöglichen.
Wie um alles in der Welt ging das zu?
Die Erfahrungen machen auch viele andere KollegInnen. Die scheinbare Reduktion, die durch den neuen Kommunikationskanal passiert, scheint unsere verbleibenden Sinne zu schärfen. Mit einer Freundin habe ich mich über die wundervolle Energie ausgetauscht, die da wächst…. wir haben es eine neue Dimension genannt, etwas, was wir bisher nicht auf dem Schirm hatten und was in ein paar Jahren vielleicht einen Namen haben wird. Ich bin total beseelt.
Aha – aber was hat das alles mit Resilienz zu tun?
Eine kurze Standortbestimmung: Resilienz ist die Fähigkeit, mit krisenhaften Situationen umzugehen, die psychische Gesundheit aufrechtzuerhalten oder wiederzugewinnen, aus einer Krise vielleicht sogar gestärkt hervorzugehen.
Das Charmante an dem Konzept: dachte man zu Beginn noch, es sei zu einem großen Teil ein Persönlichkeitsmerkmal, wissen wir heute, dass Resilienz dynamisch ist, multidimensional, variabel und situationsspezifisch – wir können sie also erlernen und trainieren!
Die Forschung ist noch vergleichsweise jung und entwickelt sich rasant – was mich von Anfang an überzeugt hat: Resilienz ist Wissenschaft.
Corona: ein Resilienztraining
Warum ist jetzt die Corona-Krise so ein vielzitiertes Resilienztraining?
Es gibt gut untersuchte Resilienz-Faktoren, die alle spezifisch gefördert werden können. Jeder ein feines Thema für sich.
Was davon wirkt aber in unserem Alltag?
Wir – und ich beziehe mich auf uns alle, die finanziell über die Runden kommen, gesund und „nur“ mit den Nebenwirkungen der Ausgangssperren und nationalen Präventionsmaßnahmen umgehen müssen:
wir werden zu GestalterInnen. Jeden Tag, jede Stunde. Ohne es vielleicht sogar zu merken.
Der Umgang mit den täglichen Herausforderungen ist: Gestaltung. Ob ich nun mehrmals am Tag für eine hungrige Meute kochen muss, plötzlich als unfreiwillige LehrerIn arbeiten, den Familienalltag strukturieren, mit Mangel in verschiedenen Lebenslagen umgehen …
Wir begegnen den Auswirkungen der Krise mit unseren Fähigkeiten und gestalten sie – so wie in dem Beispiel der Umstellung der Seminar – wir wagen etwas Neues: und werden belohnt.
Die Gestaltung bewirkt, dass ich die herausfordernde Situation durchlebe, bewältige, ich tausche mich mit anderen aus, mache positive Erfahrungen, gewinne neue Erkenntnisse, optimistische Funken blitzen in meinem Alltag auf.
Das ist gelebte Resilienz.
Und wieder: Anerkennen, was gerade ist. Entfaltung.
Diese Gestalterhaltung – sie ist nicht einfach.
Sie kostet Energie, unsere Gefühle spielen Achterbahn.
Manche Tage fordern alles, an manchen anderen geht es einigermaßen, ich höre mich selbst auch lachen.
Und: es darf alles sein. Das ist so.
Eine Krise ist eine Krise, weil wir kein Rezept für den Umgang haben, auf keine bewährte Strategie zurückgreifen können.
Fahren auf Sicht, und Fehlertoleranz – darauf kommt es grade an, schreibt Dr. Stefan Junker in seinem Buch „Krise – Hirn an.“
Also: ich versuche, wohlwollend mit mir zu sein. Das Wissen, dass ich es nicht perfekt machen werde, schlingere in meinem neuen Kurs, macht es leichter. Es darf alles sein.
Mir selbst wertschätzend begegnen. Ich bin, auch jetzt, eine Gestalterin meines Lebens. Ich schreibe einen Blogbeitrag. Auch das ist Ausdruck meiner Resilienz.
Wer schreibt?
Ich bin Coco Spring, Systemikerin und Trainerin, Mutter, Freundin, verrückte Nudel und vieles mehr. Meine Praxis: Perspektiven.WECHSEL.
Resilienz ist ein Thema, das ganze Seminare füllt. Und zieht sich wie ein roter Faden durch unser Leben. Sozusagen die Zwillingsschwester der Selbstfürsorge.
Manchmal braucht es auch mehr – krisenhaftes Geschehen kann uns im Moment mehr Energie abverlangen, als wir zur Verfügung haben. Bitte wende dich an eine Beratungsstelle oder die Telefonseelsorge.
Ich biete im Menschen, die durch Corona in Not geraten, im Moment Beratung auf Spendenbasis an – eine Boje für dich und mein Beitrag in dieser instabilen Zeit.
Quellen: